Mar 15, 2011 Pedro May Europa, Montenegro, Montenegro (Skitour), Skitouren, 0
Die Schneefelder in den Gebirgszügen Durmitor, Bjelasica, Komovi, Prokletije begeistern Skitourengeher mit alpinem Anspruch und Entdeckergeist. Teilweise ganzjährige Schneefelder zeugen von der besonders hohen Schneesicherheit im alpinsten Land des Balkans. Ohne mit der Wimper zu zucken kann Montenegro als die Schweiz des Balkans bezeichnet werden. Schon alleine auf Grund der Tatsache, dass Montenegro ein fast reines Bergland ist. Lediglich im südlichen Teil des Landes am Skutariesee findet man eine größere ebene Flache. Anders als in der Schweiz gibt es nur wenig/ keine Literatur die sich mit Skitouren in den schneesicheren Bergen der dinarischen Alpen beschäftigt. Deshalb sollte jeder Bergsportler eine Portion Entdeckerwillen mitbringen. Belohnt werden Skitourengeher mit einer überwältigenden Bergkulisse und garantierter Einsamkeit.
In Bergsteigerkreisen in Bosnien-Herzegovina, Serbien und Kroatien sind die Steinriesen in Montenegro & Albanien sehr wohl bekannt. Dies gilt besonders für Kletterer und Bergwanderer (mit und ohne Steigeisen). Skitourengeher jedoch sind eine absolute Seltenheit, auch wenn es bislang einige wenige Minireiseveranstalter aus dem deutschsprachigen Raum gibt, die Skitouren in Montenegro anbieten. Deren Angebot bezieht sich meist auf die leicht zugänglichen Gebiete wie die Gebirgszüge im Durmitor, Bjelasica und eventuell im Komovi. Diese 3 Gebirgsregionen sind per PKW schnell zu erreichen und erfordern nur relativ kurze Einstiege bis man die steilen Flanken erreicht. Ein ganz anderes Programm ist das Prokletije Gebirge, welches sich die endlosen Gebirgszüge mit Albanien teilt.
Bislang gibt es in Montenegro und deren Angrenzerstaaten (Kroatien, Bosnien-Herzegovina, Serbien, Albanien) nur sehr wenige gute Skifahrer und noch weniger die es sich zutrauen sich abseits abgesteckter Pisten mit Skiern zu bewegen. Gespräche mit Bergsteigern aus den Balkanregionen, die Berge mit Tourenskiern zu erobern, haben ein großes Interesse erkennen lassen. Montenegro ist zwar keinesfalls ein Land mit tausenden Kilometern erschlossener Skipisten wie in den Zentralalpen, aber die Skigebiete im Durmitor (Zabljak) und in Bjelasica (Jezerine bei Kolasin) reichen zum Skifahren lernen vollkommen aus. Heutzutage wo allmählich eine immer breiter werdende Mittelschicht vom Frieden mit den Nachbarn und dem damit verbundenen Wohlstand profitiert, werden einige ihre Euros (Landeswährung) in Skitourenausrüstungen investieren.
Längst ist den Locals bewusst, dass Strecken und Gipfel mit Skiern in Tagesetappen bewältigt werden können, die Bergsteiger (ohne Ski, mit Harscheisen) sonst nur mit logistisch hohem Aufwand schaffen. Logistisch hoher Aufwand bedeutet Zelt-Basislager (schwere Rucksäcke mit Equipment), früh Aufstehn (2 h früh) um die Gipfel vor erweichen des Schnees zu erreichen und lange Rückmärsche (statt satte Schwünge im Firn). Sumasumarum, der Tourenski gehört (mit dem Mountainbike) zu den perfektesten nicht motorisierten Fortbewegungshilfsmitteln, die der Mensch je entwickelt hat. Weil der Trend der Zeit auch vor Montenegro nicht stehen bleibt, werden wohl in Zukunft immer öfter auch Skitourengeher im Balkan anzutreffen sein.
Im Folgenden versuche ich einen kurzen Einblick in die vielfältigen Skitourenvarianten in den sich stark von einander unterscheidenden Gebirgszügen Montenegros und Albaniens zu geben.
Skitouren Revier 1
Das berühmte Durmitor Gebirge an dessen Füßen der Hauptort Zabljak liegt
ist längst über die Landesgrenzen hinweg wegen der vielen Wandermöglichkeiten im Sommer und der nahe gelegenen Tara Schlucht bekannt.
Immerhin ist die Tara Schlucht die tieftste Schlucht Europas (bis zu 1300 m tief). Diese ist für Skitourengeher aber weniger von Interesse, vielmehr das isolierte Durmitor Kalksteinmassiv mit seinen bis zu 2520 m (Bobotov Kuk, höchster Berg im Durmitor) hohen Gipfeln oberhalb der Schneefelder, die bis in den Hochsommer bestehen. Genussskitourengeher als auch jene mit alpinem/ technischen Anspruch finden hier ein Wintereldorado. Das Durmitor Gebirge mit dem touristischen Mittelpunkt Zabljak (1450 m) ist die mit Sicherheit von Mitteleuropäern am meisten besuchte Gebirgsregion des Balkan. Zabljak ist mit seinen zweithöchsten Gipfeln (nach jenen im Prokletije Gebirge), einem Skigebiet und den über 20 km langen windverwöhnten Hochtalebenen der perfekte Ausgangspunkt für Alpinskifahrer, Bergwanderer, Skitourengeher und insbesondere auch Snowkiter (Snowkite Hawaii des Balkans!).
Skitourenkarte
Durmitor Süd (Gipfel Sljeme, Savin Kuk)
Skiresort bei Zabljak/ Virak,
Poscenska planina
(Ausschnitt, topographische Karte 1980, M 1 : 25000)
Übersichtskarte
Durmitor Nord (Gipfel Meded, Bobotov Kuk)
Zabljak, Schwarzer See Crno Jezero, Hochtäler Lovice, Bavan,
(Ausschnitt, topographische Karte 1980, M 1 : 25000)
Skitouren Revier Nr. 2
Das hügelige Bjelasica Massiv im Westen von Kolasin
eignet sich besonders für Skitouren in einem lieblichen Gelände, mit einer geringen Neigung zu Lawinenabgängen. Eine einfache Orientierung ermöglichen relaxte, fast spitzkehrenfreie Anstiege auf breite Hänge an dessen Spitze eine Sendeantenne (Crna Glava, 2137 m) steht. Breite Firnhänge und unendliche Abfahrtsvarianten mit wiederholten Aufstiegen bringen nicht nur Abfahrtsspaß, sondern ermöglichen auch einen exzellenten Blick auf das aggresiv anmutende Komovi Gebirge im Süden. Kolasin gehört mit dem 8 km entfernten Skigebiet Jezerine zu dem wichtigsten Skiresort des Landes. Die große Errungenschaft ist ein 6-Sitzer Doppelmayer Lift in Jezerine und eine (im Winter nur selten belebte) Barstraße im Zentrum Kolasins.
Skitourenkarte
Bjelasica (Gipfel Zekova Glava, Crna Glava)
Skiresort bei Kolasin Jezerine, Alm Kartun Vranjak, See Pasica Jezero
(Ausschnitt, topographische Karte 1980, M 1 : 25000)
Skitouren Revier Nr. 3
Das schroffe Komovi Gebirge südlich von Kolasin
in dem der berühmte Tara Fluss entspringt verläuft teilweise auf dem Hoheitsgebiet von Montenegro und Albanien.
Alpinisten und Skitourengeher mit technischem Anspruch die sich gerne in steilem Gelände (teilweise über 45 Grad) bewegen werden sich hier zwischen den höchsten Gipfeln des Kom Kucki (2487 m) und des Kom Vasojevicki (2459 m) austoben. Die spitzen Bergriegel die von einem romantischen Bergtal getrennt sind, vermitteln den Eindruck von Pappmaschee-Bergen einer Modelleisenbahn oder von einer perfekten Disneyworld Imitation einer Märchenwelt. Für eine dauerhafte Einsamkeit im Komovi Gebirge sorgt eine lange Anreise von jeder offiziellen Übernachtungsvariante. Der ca. 1,5 h von Kolasin, als auch von Andrijevica entfernte Skitourenausgangspunkt am idyllisch gelegenen Tresnjevik-Pass (1573 m) sollte (sofern man nicht mit einem Allradfahrzeug unterwegs ist) in der Wintersaison nur mit Schneeketten angefahren werden.
Skitourenkarte
Komovi Gipfel Bavan, Kom Vasojevicki, Kom Kucki, Rogamski Vrh
Tresnjevik Passstraße, Hochebene Stavna, Medukomle
(Ausschnitt, topographische Karte 1980, M 1 : 25000)
Skitouren Revier Nr. 4
Das wilde unerschlossene Prokletije Gebirge, dessen höchste Berge in Albanien stehn sind der Inbegriff des wilden Ostens. Wer sich hier bewegt wird schnell begreifen, warum Prokletije zu deutsch “verflucht” bedeutet. Bergsteiger haben sicherlich lange Zeit die über 40 Jahre lange Isolation Albaniens zur Außenwelt verflucht. Denn die vielen hohen Gipfel des Prokletije markieren die Grenze zwischen Albanien und Montenegro. Natürliche Barrieren aus fast unüberwindbaren Felsriegeln zwischen denen sich im Sommer eine Seenlandschaft mit überzeugender Schönheit breit macht. Im Winter lassen sich diese Seen mit dicken Einschollen an deren Oberfläche ausfindig machen. In den albanischen Hochtälern zwischen dem höchsten Berg des Prokletije, dem Jezerce (2694 m) und dem markanten Felsriegel Arapi (2217 m) der über dem albanischen Bergdorf Thethi tront und ein wenig dem Zuckerhut in Rio de Janeiro gleicht, sind ganzjährig geschlossene Schneefelder anzutreffen. Unzählbar viele Kare ohne Namen warten darauf begangen zu werden. Sonnige Firnabfahrten ermöglichen Höhendifferenzen bis zu 1000 hm in einem Rutsch in steilem, als auch teils flachem Gelände. Wer das albanische Prokletije Gebirge vom montenegrinischen Vusanje (südlich von Plav/ Gusinje) aus ansteuert muss teils sehr lange Zustiege (über 10 km und mehr) in die Hochtäler in kauf nehmen. Während der Herrschaft des albanischen Diktators Enver Hoxer (Tod 1985), der Albanien zum rückständigsten Land Europas machte war diese Region ein für Touristen unerreichbares Militärsperrgebiet. Dies gilt insbesondere für den höchsten Gipfel Jezerce des Prokletije Gebirges, der in Albanien liegt. Heute profitieren all jene Skitourengeher davon, die auf der Suche nach unendlicher Einsamkeit sind. Entdeckerfreude, sehr gute körperliche Fitness, guten Orientierungsinn und die Fähigkeit die Lavinensituation kritisch einzuschätzen sollte man auf alle Fälle mitbringen. Denn es versteht sich von selbst, dass man in der echten Wildniss keine Markierungen und keine Hinweise auf eine menschliche Existenz findet. Also keine Bergrettung, keine Gipfelkeuze und nur sehr selten Wegstreckenmarkierungen.
Skitouren- & Winterwanderkarte
Prokletije, südlich Vusanje (albanischer Gipfel Jezerce, die montenegrinisch-albanische Königsskitour)
Gipfel Romljen, Arapi/ Maja Harapit, Ropojan Tal, Seen Buni i Jeserce, Cafa e pejes,
(Ausschnitt, topographische Karte 1980, M 1 : 25000)
Wettervorhersage Montenegro
Einen einzigen Wetterlink, der für Skitourengeher relevante Daten wie Sonnenschein, Schneefall, Windgeschwindigkeit und Schneehöhenausspuckt gibt es nicht. Als sehr zuverlässig hat es sich bewährt eine Kombination aus folgenden 3 Wetterprofilen in die Reiseplanung einzubeziehen:
Wetterbericht für ganz Montenegro mit Schneehöhenangaben, auch in Englisch
(zabljak, visina snijega u 7 h u cm = Schneehöhe in Zabljak um 7 h in cm)
www.meteo.co.me/
Wetterbericht für Zabljak, Montenegro aus Norwegen, Langzeitvorhersage,
stundenweiser Vorhersage, Statistik, in Englisch
www.yr.no/place/montenegro/%c5%bdabljak/%c5%bdabljak/long.html
Wetterbericht für Savnik, Montenegro aus Italien, mit Schneefallgrenze (quota 0°)
Fremdspracheneinstellungen zur Zeit leider außer Funktion, deshalb nur in Italienisch
www.ilmeteo.it/meteo-europa/savnik
Network
Thanks to Vanja from Montenegro, Podgorica (mountain climber) for his excellent details about mountain regions and provided maps. Also Elfi Eicher for all the preparation in advance.
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