Oct 07, 2013 Pedro May Asien, China, Wallpaper, 1
Das wirtschaftliche Zentrum der Industrienation des 21. Jahrhunderts. China schafft es in drei Jahrzehnten die Werkbank der Welt zu werden. In nur knapp drei Jahrzehnten, seit dem Deng Xiaoping [*] 1978 eine Reformpolitik einleitete, wuchs Chinas Wirtschaft um mehr als das 60ig-fache. Wenn dies in einem so bevölkerungsreichen Land wie China passiert, hat dies Auswirkungen auf den gesamten Globus.
China hat in den urbanisierten Regionen in den letzten drei Jahrzehnten eine industrielle und urbane Entwicklung durchgemacht, wie Europa in zwei Jahrhunderten. Nicht nur in Shanghai wachsen Stadtteile mit Glaspalästen in wenigen Jahren in denen mehr Menschen ein und ausgehen als in den größten Städten Europas wohnen. Die logistische Leistung der Stadtverwaltung ist mehr als bemerkenswert.
Es gibt Statistiken mit überwältigenden Werten:
40 Millionen Schüler besuchen eine weiterführende Schule. Die Regierung hat sehr schnell verstanden, dass eine gute Schulausbildung der Verarmung entgegen wirken kann. Insbesondere in den ländlichen Gebieten und in den von Minderheiten bewohnten Regionen.
1980 wurden in China ca. 500 Kraftfahrzeuge hergestellt. 2010 waren es lt. Wikipedia 13.897.083. In keinem Land der Welt wurden 2010 mehr Kfz hergestellt als in China. Ein Ergebnis von 30 Jahre Reformpolitik die den Namen kommunistischer Kapitalismus verdient.
Der wachsende Wohlstand ermöglicht es immer mehr Privatpersonen sich ein Auto zu kaufen. Heute werden jeden Monat 20000 neue Fahrzeuge nur in der Hauptstadt Peking zugelassen. Es sind “nur!” 20000 Neuzulassungen weil die Stadt Peking die 20000 neuen Nummernschilder jeden Monat im Fernsehen verlost. Sonst wäre die Anzahl der Erstzulassungen wesentlich höher. Siehe dazu Sächsische Zeitung Online. In Shanghai ist die monatliche Zulassungsrate sogar auf 8500 begrenzt. Die Autozulassung wird in der 23 Millionenmetropole für mindestens 8500 Euro in einer monatlich stattfindenden Auktion versteigert.
2007 hatte die kommunistische und einzige Partei des Landes 70 Millionen Mitglieder. Diese beschließen auf Ihrem 17. Parteikongress die Zukunft Chinas auf eine wissenschaftlich fundierte und international anerkannte Basis zu stellen. Heute ist es China in vielen Bereichen bereits gelungen aus einem Lowtechland eine Produktionsstätte für Hochtechnologie zu machen. Dies funktioniert nur wenn Fachkräfte mit guter Schulbildung als Arbeitskraft zur Verfügung stehen. Für die meisten Schüler und deren Eltern gibt es kein wichtigeres Ziel, als die Aufnahmeprüfung für eine Hochschule zu erlangen. Die außergewöhnlich harten Zugangsvoraussetzungen sind für viele nur durch Opferung ihrer Kindheit und Jugend zu erreichen. Militärische Disziplin an 6 – 7 Schultagen von 6 h früh bis 22 h nachts.
Dieser weltweit einmalige Pragmatismus macht China zur schnellst wachsenden Wirtschaftsnation der Welt. Nicht ohne Folgen, denn heute gehört China leider auch zum größten Umweltverschmutzer weltweit. Die natürlichen Ressourcen Chinas und die der Welt werden bei der aktuellen industriellen Entwicklung schnell zu Neige gehen. Deshalb wird die Zukunft des Weltgeschehens schwerpunktmäßig in China entschieden werden.
Die rasanten Veränderungen in China bekommen alle gesellschaftlichen Schichten zu spüren: Seit 1978 ist es 400 Millionen Menschen gelungen, die Armutsgrenze zu überschreiten. Unglaublich, denn dies entspricht weltweit 75 Prozent der Armen die von einem Jahreseinkommen von 400 US-Dollar leben müssen.
Das Überschreiten der Armutsgrenze ist positiv, doch wenn sich jede Familie des neuen Mittelstandes nur ein Privatauto kauft (wie in Deutschland üblich), wird das Verkehrs- und Abgaschaos wie man es in Peking und Shanghai kennt flächendeckend über das ganze, mehrere Zeitzonen umfassende Land ausgedehnt. Während unterirdisch U-Bahnen Menschen transportieren stehen oberirdisch Pkws in mehreren Ebenen im Stau. Ein Pkw-Stellplatz kostet in den Ballungsräumen (nicht nur in Shanghai) ein Vielfaches des Kaufpreises eines Neufahrzeuges. Letztendlich bleibt die Wahl sich in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln zu quälen oder im klimatisierten Privatpkw im Stau zu stehen. Wie auch immer man sich von A nach B bewegt, im Stau bleibt mit Sicherheit Zeit genug, folgender Frage nachzugehen: Wieviele Menschen verkraftet eine Stadt und wieviel Wohlstand passt auf unseren Globus?
[*] Deng Xiaoping, chinesischer Reformpolitiker mit Führungsmacht von Dez. 1978 – 1997:
“Wenn wir neben dem Sozialismus nicht gleichermaßen an Reform und Westöffnung festhalten sowie fortschreiten, die Wirtschaft und den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern, endet es in unserem Untergang.” (Zitat aus Der Spiegel, Nr. 14, 1992, S. 178 – 17: Reform oder Untergang.
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