Apr 02, 2011 Pedro May Sportreisen, Kitesurfen, Italien (Kite), Europa, Italien, 2
Der Westen von Sizilien – the place to be, zum Kiten und Wildcampen. Leider ist ein Großteil der Küste Siziliens mit Plantagen und Häusern verbaut. Aber Sizilien ist im Winterhalbjahr windig und warm. Ohne lange drum rum zu reden, die Strände von Sizilien sind weit entfernt von jeder Bildbuchromantik. Müll, Algen, zerfetzte Plastikplanen auf vergammelnden Plantagen und Bauruinen sind die größten Killer. Nur im Sommer werden die Strände von den Kommunen gereinigt. Dennoch gibt es einige gute Gründe im Winterhalbjahr (höchste Windhäufigkeit von Oktober bis April) zum Kiten nach SIZILIEN WEST zu reisen:
1. Ein tendenziell wärmeres Klima, als anderswo in Italien (z. B. in Nordsardinien, Sardinien). In Europa wird nur Tarifa in Andalusien/Spanien mit den Luft- und Wassertemperaturen im Winterhalbjahr mithalten können. Immerhin liegt Sizilien auf der Höhe von Tunesien.
2. Ein sehr guter Wellenspot im Mittelmeer, mit hoher Windwahrscheinlichkeit. Gemeint ist Puzziteddu, auch Dune di Pozzitello genannt.
3. Eine ca. 6 x 3 Km große überall stehtiefe Flachwasserlagune zum Lernen und Freestylen in Lo Stagnone. Außerdem sind auf der Lagune alle Windrichtungen fahrbar.
4. Abgefahrene Kombinatinsmöglichkeit von Skifahren und Kitesurfen im Süden von Europa. Willkommen zur magischen Skitour auf den rauchenden Vulkankrater des Ätnas.
5. Sehr freundliche Locals.
SIZILIEN WEST – Spotbeschreibungen
Die Spots Lo Stagnone und Puzziteddu im Detail:
Für alle Kitespots in Sizilien sollte man im Winterhalbjahr (Okober – April) Kites in den Größen 7 bis 12 m2 bereit halten.
Der bekannte und unerschlossene Wellenspot Puzziteddu/ Pozzitello
bietet saubere und häufig langsam laufende Wellen. Grund dafür ist die exponierte Lage und eine flache Riffplatte am Meeresboden. Das bei Windstille flache Meer baut die Welle erst nach einigen Stunden Wind auf. Welle gibts bei Mistral als auch bei Scirocco.
Viele Welleneinsteiger sind von den vielen Fotos, die bis zu 4 Meter hohe Wellen zeigen abgeschreckt. Hohe Wellen gibt es, aber nur wenn Wind und Mond sich die Hand geben. Meistens sprechen wir von 1 bis 2 Meter Wellen. Je nach dem wie lange der Wind schon arbeit leistet. Klar ist auch, dass im Winter die Wellen tendenziel höher sind, als im Herbst oder Frühjahr.
Besonders positiv auf die Windstatistik wirkt sich das kleine Dünengebiet im Hinterland aus. Die daraus resultierende Thermik bei Sonnenschein macht Puzziteddu zum windsichersten Ort auf Sizilien. Besonders der Mistral wird hier durch die Inselkrümmung und die Thermik mehr verstärkt als anderswo auf der Insel.
Reisende richten sich in erster Linie nach den relativ schwachen Hauptwindrichtungen Nordwest (Mistral) und Südost (Scirocco). Diese Grundwinde machen aber nur dann zum Kiten Sinn, wenn sie durch eine regionale Termik verstärkt werden. Dies ist nur in der Region um Puzziteddu und Lo Stagnone zuverlässig der Fall.
Somit bleiben auf der größten Insel im Mittelmeer nur zwei zuverlässige Spots. Puzziteddu & Lo Stagnone. Positiv ist, dass diese im nicht ganz so dicht besiedelten Westen der Insel liegen und somit auch die Optik einigermaßen positiv bedient wird.
Sonstiges zu Puzziteddu – Camping und Shopping:
Im Winterhalbjahr ist Womo-Camping am Beach von Puzziteddu problemlos möglich. Im Sommer würde ich mich (wie überall in Italien) nach der aktuellen Finanzlage der örtlichen Behörden erkundigen. Wenn die Kassen leer sind, könnte die Carabineri (Polizei) dazu neigen, frei stehende Camper abzukassieren. Im Winter hingegen freut man sich über jeden Gast. Während der sommerlichen Ferienzeit platzt auch Sizilien aus allen Nähten!
Der nächsten Supermärkte sind ca. 10 bis 15 Km entfernt. In Castelvetrano gibt es einen Lidl, in Mazara del Vallo große und kleine Lebensmittelläden und vor allem viele Ausgehmöglichkeiten. Besonders empfehlenswert ist es sich abends im historischen Stadtviertel in eine der vielen Bars einzuloggen und der guten Stimmung freien Lauf zu lassen.
An der Uferpromenade gibt es einen der wenigen Kiteshops (Seastore-Surfshop) auf der Insel. Er führt u. a. eine gute Auswahl an Wellenreit-Kiteboards. Auf Grund der Nähe zum top Wavespot Puzziteddu auch nicht verwunderlich. Hinweis: Der sehr stark zu spürende magrebinische Einfluss sollte als Bereicherung und nicht als Bedrohung empfunden werden! Immerhin ist Mazara del Vallo der am stärksten von nordafrikanischen Lebensgewohnheiten geprägte Ort in Sizilien. Die tunesische Männerwelt lässt grüßen.
Der megagroße Flachwasserspot Lo Stagnone
gehört mit aller Sicherheit zum besten Anfängerspot im Winterhalbjahr in Südeuropa. Wer es hier nicht lernt, lernt es nirgens! Mit der Garantie, dass man jederzeit die Füße auf den Boden bekommt, können Kitestart- und Gleitübungen entspannt solange trainiert werden, bis die Arme abfallen. Vorallem auch deshalb, weil das Wasser in der Lagune nochmals einige Grad wärmer ist, als auf dem offenen Meer. Für Anfänger sind Wasser- und Lufttemperaturen im Winter ein ernst zu nehmendes Thema.
Grundlätzlich sind alle Windrichtungen auf der Lagune kitebar. Im Winterhalbjahr wird es kaum einen nicht kitebaren Tag geben. Zumindest für all jene mit einem 15 m2 Kite im Gepäck. Anfänger und Freestyler werden sich darüber freuen, dass die nördlichen Winde in Lo Stagnone etwas weniger stark blasen als in Puzziteddu.
In der Vollmondphase läuft die Lagune so voll, dass nur noch wenig unbewachsener Uferbereich zum aufriggen bleibt. Aber am mit hohem Gras bewachsenen Ufer kann problemlos (wenn auch nicht besonders komfortabel) aufgebaut werden.
Sehr wichtig: Über die Standorte einiger Betonsteine und Bojen im nördlichen Uferbereich der Salzwasserlagune sollte man sich einen Überblick verschaffen. Auch wenn ein Helm und eine Prallweste für einige uncool erscheinen mögen, so ist es zumindest eine Überlegung wert, hier wegen der Hindernisse im Wasser eine Ausnahme zu machen.
Am Spot kann unmittelbar am und auf dem Beach gecampt werden. Gratis Wasser zum befüllen der Womo-Wassertanks gibts in Granitola. Hier findet man auch kleinere Bars. Granitola ist ca. 10 Autominuten entfernt.
Wer einen Allrad hat, sollte auf dem Strand Richung Selinunte fahren. Hier befinden sich einige der wenigen weitläufigen Sandstrände auf der Insel. Die Piste oberhalb der Beachline wird für nicht 4 x 4 Fahrzeuge schnell zu Ende sein. Teilweise selbst mit Allradfahrzeugen nicht überquerbare Sanddünen und Sandverwehungen schieben sich in den Weg. Somit ist man mit einm Beachdrive am Besten bedient und sieht so am Meisten von der Küste. Teiweise fahren auch nicht 4 x 4 Fahrzeuge mit langen Angelruten am Dach den Strand entlang.
Sonstiges zu Lo Stagnone und Umgebung – Fluglärm, Camping und Shopping:
Mit dem Womo kann man direkt am Spot parken. Wenn es an der kleinen Landzunge zu eng wird, empfielt es sich an der nördlichen Uferpiste zu parken. Öffentliches Wasser guter Qualität zum Befüllen des Womo-Wassertanks gibt es an einigen Aussichtsplattformen entlang der Lagunge Lo Stagnone Richtung Marsala.
Kampfflugzeugliebhaber werden in Lo Stagnone an Wochentagen ihre helle Freude haben. Die Lagune liegt in unmittelbarer Nähe zum Natoflughafen von Trapani. Täglich werden Flugübungen veranstaltet die Eindrucksvoll und ruhestörend zugleich sind. Ryanair Flugzeuge und Kampfflugzeuge teilen sich die Landebahn. Keine Angst, es ist auszuhalten! Der Flugverkehr findet immer nur einige Stunden pro Tag statt. Von absoluter Idylle kann jedoch wie vielerorts auf Sizilien auch an der Lagune von Lo Stagnone nicht gesprochen werden. Dafür ist es an der Lagune nicht so zugemüllt wie an den Stränden in der Umgebung.
Infos zu den restlichen Kitespots rund um die Insel Sizilien
All jene Spots
– im Norden (Terrasini, Capo d Orlando, Marinello),
– im Osten (Pace, Tremestieri, Scaletta, Nizza di Sicilia) und
– im Süden (Isola delle Correnti, Portopalo-Carratois, Marina di Modica, Marina di Ragusa, Porto Empedocle)
der Insel leiden unter der Tatsache, dass Sizilien auch die am dichtesten besiedelte Insel im Mittelmeer ist. Dicht besiedelt bedeutet auch dicht bebaut. In den meisten Fällen kommt man gar nicht oder nur schlecht mit dem Auto bzw. Womo an den Beach. Von frei Campen direkt am Spot kann in den meisten Fällen gar keine Rede sein. Höhenbeschränkungen und Steinquader versperren den Weg in die Camper- und Surferfreiheit.
Einige Gebiete die als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind gleichen einem lieblos angelegtem botanischen Garten mit Zaun rundrum.
Dies betrifft insbesondere
– das Ris. Nat. Oasi Faunistica di Vendicari im Südosten und
– das Ris. Nat. Dello Zingaro im Nordwesten.
In beiden Fällen wird sogar Eintritt verlangt und Autos dürfen sowieso nicht in den Park fahren.
All jene Strände zwischen dem südlichsten Punkt der Insel (capo delle correnti) und Pozzallo sind wegen der vielen kleinen Lagunen mit Mücken verseucht. Also nix Bella Italia und nachts drausen gemütlich sitzen. Was also auf der Karte nach Kleinbrasilien aussieht, ist nicht mal der Optik wegen eine Reise durch die vielen eng mit einander vernetzten Dörfer wert. Teilweise fühlen sich Autofahrer an eine Landstraße durch das Ruhrgebiet erinnert. Längere Autofahrten entlang der Küste werden so schnell zu einer Gedultsprobe.
NoWindAction
Nördlich von der Top Kitelagune Lo Stagnone (ca. 1,5 Autostunden) befindet sich der Touristenort San Vito lo Capo. Im Ort gibt nicht nur die teuersten Supermärkte in ganz Sizilien, sondern auch einen sehr attraktiv angelegten Stadtstrand mit angepflanzten Palmen. Dieser ist und bleibt aber nur ein Stadtstrand und ist lediglich nur bei der sehr seltenen Windrichtung aus Nordost kitebar. Manche sprechen beim Anlitz dieses Strandes und des klaren Wassers von Karibik. Ich persönlich frage mich, ob diese Personen selbst schon mal in der Karibik waren. Gottsei dank ist die Karibik mehr als 3 Kilometer lang. Letztendlich ist San Vit lo Capo mehr ein Ort zum Sonnen als zum Kitesufen.
Auch wenn es einige prächtige Barockstädte (Noto, Avola, Siracusa) im Süden der Insel gibt, so verliert ein Sportreisender spätestens beim Anblick der betonierten Vorstädte die Lust auf eine Besichtigung. Außnahmen gibts:
Eine stressfreie Besichtigung garantiert
– das Bergdorf Erice. Es liegt ca. 45 Autominuten nördlich von der Kitelagune Lo Stagnone.
– die weitläufige Ruinenstadt Selinunte.
Die in eine weitläufige Landschaft eingebundene griechische Ruinenstadt Selinunte ist eine der bedeutendsten historischen Besichtigungsstätten in Sizilien. Westlich davon befindet sich ein kleines Naturreservat das wegen dem schönen Sandstrand einen Besuch wert ist. Leider ist auch das Riserva. Naturale. Foce Del Fiume Belice e Dune Limitrofe mit einem obligatorischen Zaun eingefasst. Mit dem Auto oder dem Womo an den Beach ist also auch hier nicht erlaubt bwz. wegen der Schranke nicht möglich.
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Vielen Dank für die guten Infos, wir werden im März 2016 10 Tage vor Ort sein und anschließend gern unsere Eindrücke und Erfahrungen beschreiben
Lieber Gerd, es würde mich freuen, wenn du hier kurz deine Eindrücke aus Sizilien beschreibst. Danke.