Jul 23, 2019 Pedro May 2019 – MÜLL macht ARBEIT (In China u. Deutschland entstehen Jobs durch Recycling), Allgemein, China, SCHWELLENLÄNDER: Schülerpraktika & Klimaschutz, 0
Es geht um Müll, um intelligente Verpackungen, um die Entsorgung, insbesondere aber auch um die verschiedenen Arbeitsplätze, die mit Recycling zusammenhängen. Während der Übernachtungen in chinesischen Gastfamilien lernen die Realschüler das Leben der chinesischen Schüler nach der Schule kennen. Freizeit gibt es, aber nur sehr kurz und selten im Gegensatz zu Deutschland.
Zum wiederholten Male sind Traunreuter Schüler der neunten Klassenstufe nach China gereist, wo die Walter-Mohr-Realschule seit mehreren Jahren eine Partnerschule in Peking hat. Neben dem Projekt„Müll macht Arbeit“, das beide Schulen gemeinsam bearbeiten, standen ein Schülerpraktikum bei der Firma Rosenberger Asia Pacific in Shanghai und ein Verpackungsworkshop im B/S/H-Hausgerätewerk in Nanjing im Mittelpunkt der Reise.
Die deutschen Gäste besuchten in Peking eine Mülldeponie und sahen, wie dort der Müll sortiert wird. „Das ist der große Unterschied zwischen Deutschland und China“, erläutert Pedro May, begleitender Lehrer der Traunreuter Schule: „Bei uns wird der Müll schon in den Haushalten sortiert und getrennt, in China passiert das erst in der Deponie.” Beim Besuch der Müllverwertungsanlage in Peking erinnerten sich die Schüler an den Beginn des Projektes als die deutschen Schüler mit einem Floß auf dem Fluss Alz gefahren sind um mit Netzen nach Mikroplastik zu fischen. Als “Plastikpiraten” untersuchten sie das heimische Gewässer, welches dem Chiemsee entspringt. Sie hatten aber große Mühe auch nur ansatzweise Verschmutzungen in dem bayerischen Gewässer zu finden.
Beim Besuch des B/S/H-Werks in Nanjing kam das Thema Müll ebenfalls zur Sprache. Die Besucher erfuhren viel Interessantes über „intelligente“ Verpackungen für Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Geschirrspüler. Die Verpackungen müssen den Anforderungen des chinesischen Marktes gerecht werden. Verpackungen für große Haushaltsgeräte müssen in China so konstruiert werden, dass diese auf offen LKW-Flächen im Regen, in großer Hitze und Kälte transportiert werden können. Es werden auch wesentlich mehr schwere Geräte wie z. B. eine Waschmaschine übereinander gestapelt als dies in Europa der Fall ist. Somit muss die Verpackung der untersten Maschine auch das große Gewicht durch den hohen Stapel aushalten. Die Geräteverpackungen erhalten teilweise sogar Trägergurte, ähnlich wie ein Rucksack, damit diese auf dem Rücken eines Hilfsarbeiters durch schmale Treppenhäuser eines Hochhauses geschleppt werden können. Doch stabilere Verpackungen bedeuten auch mehr Müll. Im Idealfall sind diese Verpackungen mehr aus Karton und weniger aus Styropor. Denn Kartons werden von kleinen Altpapierhändlern beim Kunden entsorgt. Diese verdienen sich ihr Geld damit, diese am Straßenrand einzusammeln und einem Recyclingzentrum zu verkaufen. Dies ist eines der wenigen Beispiele in denen Rohstoffe bereits vorsortiert an eine Recycling Firma angeliefert werden. Deshalb sieht man in China trotz all dem Hightech immer noch E-Dreiräder mit Kartonstapeln auf den Straßen rollen.
Durch das Schülerpraktikum in der Fa. Rosenberger Asia Pacific hatten die Traunreuter Realschüler die Chance selbst in der Produktion mitzuarbeiten und so unkompliziert mit den chinesischen Arbeitern in Kontakt zu treten. Hans Rosenberger ist neben der B/S/H (Bosch-Siemens-Hausgeräte) ein großer Sponsor der Realschule Traunreut und ermöglicht diese Praktika in dem chinesischen Werk seit Jahren. Die Schüler steckten unter Anleitung Platinen für Mobilfunkantennen zusammen, die die deutsche Firma dort herstellt. Die Schüler waren mit großem Eifer bei der Sache. Für die Schülerin Ksenia Krischkov stand am Ende der Reise nach vielen Eindrücken und Erlebnissen sogar fest: „Der Tag mit dem Praktikum bei der Firma Rosenberger war der tollste von allen.“ Andrea Schabacker und Pedro May, die das PASCH-Mercator-Projekt von Anfang an von Seiten der Walter-Mohr-Realschule betreuen, betonen: „Unsere Schule ist eine der ganz wenigen Realschulen in Deutschland, die einen Schüleraustausch mit einem anderen Land berufsorientiert machen.“ Die Jugendlichen lernten auch bei dieser Reise die Arbeitsabläufe in den Betrieben kennen und erfuhren einiges über die internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Letztendlich geht es darum den globalen Arbeitsmarkt als gewinnbringend zu erfahren.
In der deutschen Botschaft in Peking erfuhren sie einiges über die dort Beschäftigten. Es wurde der diplomatische Status diskutiert und den Schülern wurden Optionen vorgestellt wie sie sich selbst für den diplomatischen Dienst bewerben können. Immerhin ist dies sogar schon für Bewerber mit Mittlerer Reife möglich. Das Hauptthema beim Besuch der Botschaft war aber die Müllthematik. Es wurden die unterschiedlichen Müllkonzepte in Deutschland und China verglichen. Am Schluss folgte ein stolzes Foto in bayerischer Tracht vor der Deutschen Botschaft in Peking.
Persönliche Kontakte konnten die Schüler mit ihren Gastfamilien beim Besuch der Partnerschule in Peking knüpfen. Dort durften sie auch beim Unterricht mitmachen. Bei der Schule handelt es sich um eine für chinesische Verhältnisse relativ kleine Schule mit 1500 Schülern, die sechs Tage in der Woche von 7 bis 17 Uhr Unterricht haben. Nur am Sonntag haben die Schüler frei, doch da besuchen diese häufig Nachhilfelehrer um dem schnellen Lernfortschritt folgen zu können. Sehr fremd erschienen den Schülern aus Traunreut auch die mehrmals täglichen Massengymnastikstunden auf dem Sportplatz.
Die Schüler und Lehrer aus Traunreut waren insbesondere von der hervorragenden technischen Ausstattung der Schule am Stadtrand von Peking beeindruckt. Es gibt sehr realistische Flug- und Fahrsimulatoren, in denen die Schüler in Wahlfächern schon erste Fahr- oder Flugversuche machen können. Es ist in der Tat unbeschreiblich beeidruckend in einem Simulator für ein großes Passagierflugzeug zu sitzen und von den berühmten Flughäfen der Welt virtuell abzuheben. Ein Unterschied zu einem echten Flugsimulator einer Airline war für die Besucher nicht zu erkennen. Dies war mindestens genau so beeindruckend wie der Besuch im Roboterrestaurant wo Roboter das Essen zubereiten und an den Tisch bringen. Aber nicht nur in einem Roboterrestaurant sind Maschinen in den Arbeitsalltag eingebunden, auch in einem Hotel bedienen Roboter die Gäste, wie es die Schüler selbst erlebten. Dieser bewegt sich teilweise wie ein Mensch in den Gängen des Hotels und fährt mit den Gästen sogar gemeinsam im Aufzug zwischen den Stockwerken auf und ab.
China investiert für uns unvorstellbare Summen in die Ausstattung der Schulen. Ein Sportstadium selbst für eine Stadtteilschule scheint längst selbstverständlich zu sein. 3D Drucker und Scanner gibt es in großer Anzahl, die Bibliothek des “Hochschulgymnasiums an der landwirtschaftlichen Hochschule Peking”, so heißt die Partnerschule offiziell, steht der einer deutschen Universität in nichts nach. Dieses Mal reiste auf Einladung des dortigen Schulleiters auch die Traunreuter Schulleiterin Cornelia Linnhoff mit nach China und machte sich ein Bild von der Schule sowie den Betrieben.
Nicht ungewohnt war die Geschwindigkeit, in der in dem Land alles abläuft. Auf der Fahrt von Peking nach Nanjing brauchte der Zug für die rund 1000 Kilometer knapp vier Stunden und kam pünktlich auf die Minute dort an. Obwohl der Zug unterwegs an mehreren Bahnhöfen hält und dort tausende Menschen ein- und aussteigen. „Die Reisenden sind überaus diszipliniert und steigen bei den kurzen Stopps des Zugs in Windeseile ohne jegliches Gedränge ein und aus“, berichtet die begleitende Lehrerin Andrea Schabacker. Und Pedro May, der schon mehrmals mit Schülern in demfernöstlichen Land war, ergänzt: „Zugfahren in China ist komfortabel und günstig und auf langen Strecken absolut üblich, besser als fliegen“.
Faszinierend fanden die Schüler nicht nur das Roboterrestaurant, sondern auch die Gastronomie in der Katzen im Mittelpunkt stehen. Im „Katzenrestaurant“ laufen überall Katzen herum um von den Gästen gestreichelt zu werden. Doch der Geruch ist gewöhnungsbedürftig wie das Video zeigt.
Für Europäer noch eher ungewohnt ist die Tatsache, dass in China niemand mehr mit Bargeld bezahlt und dass auch Kreditkarten als Relikte angesehen werden. Alles wird per Handy über den QR-Code abgewickelt und bezahlt. Essen wird wie in einem Onlineshop am Tisch bestellt. Noch nicht in jedem Restaurant, aber schon sehr häufig. Der Kellner bringt lediglich die Speisen, bezahlt wurde ja bereits zuvor online bei der Bestellung. Nur die ausländischen Gäste müssen bar bezahlen, wenn sie kein chinesisches Konto haben.
Neben der Projektarbeit standen selbstverständlich auch kulturelle Highlights wie eine Wanderung auf der chinesischen Mauer in Peking und ein langer Spaziergang auf der Promenade vor der weltberühmten Skyline in Shanghai auf der Agenda. Richtig romantisch wurde es in der Wasserstadt Zhujiajiaozhen im Umland von Shanghai. Die Stadt ist ein eine Mischung aus Venedig und dem China, dass wir aus historischen Chinafilmen kennen.
Netzwerk, Sponsoren & Support
– Stiftung Mercator Schulpartnerschaftsfond Deutschland-China
– Hochschulgymnasium an der landwirtschaftlichen Hochschule Peking, (Partnerschule in China)
– Rosenberger Hochfrequenztechnik in Fridolfing (industrieller Partner, Sponsor)
– Rosenberger Asia Pacific Electronic Co., Ltd. in Shanghai/Kunshan (Schülerpraktikum in China)
– Bosch-Siemens-Hausgeräte B/S/H in Nanjing (Workshop intelligente Verpackungen)
– Schaumaier Recycling Traunstein (Betriebsführung)
– Müllheizkraftwerk Burgkirchen, ZAS Südostbayern (Sponsor, Betriebsführung)
Projektlehrer
China – Hochschulgymnasium an der landwirtschaftlichen Hochschule Beijing:
Frau Yifang Wang (dt. Eva, Lehrerin), Frau Lei Wang (Lehrerin), Herr Yue Geng (Projektleiter China)
Deutschland – Walter-Mohr-Realschule Traunreut:
Cornelia Linnhoff (Schulleiterin), Andrea Schabacker, Pedro May
Berufsorientierende Reise der Realschule Traunreut nach China
Travelagenda
der Realschule Traunreut für ihren Aufenthalt in China im Mai 2019
vom 20.05.19 bis 01.06.2019
Update 16.05.19
Besuch in Traunreut – Lehrer und Schüler aus Peking an der Realschule Traunreut
Agenda für den Besuch
der chinesischen Delegation aus Peking an der Realschule Traunreut
(Hochschulgymnasium an der landwirtschaftlichen Hochschule Beijing)
vom 10.07.19 bis 17.07.2019
Update 04.07.19
Öffentlichkeitsarbeit – Presse
Hier finden Sie eine Auswahl der Presseberichte zum PASCH-Mercator Projekt “Müll macht Arbeit”.
Die Austauschbegegnung wird gefördert durch den “Mercator Schulpartnerschaftsfond Deutschland – China” – ein gemeinsames Projekt der Stiftung Mercator und des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD) des Sekretariats der Kultusministerkonferenz zur Förderung deutsch-chinesischer Schulpartnerschaften.
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